Deutschland und Deutsche

Ricarda

Es gibt da so einen Tag in meinem Leben,
da war ich wirklich fassungslos.

Sascha, mein ältester inzwischen verstorbener Sohn,
kam von der Schule. Er hatte eine neues Buch für den Geschichtsunterricht bekommen und das brauchte
einen neuen Einband.  – Ist ja bei uns so vorgeschrieben.
Ich half ihm dabei und wir blieben beim Dritten Reich hängen.

Ich las etwas, und begann ein Gespräch mit ihm und fragte,:
„Das bringt man euch bei?“

Natürlich verteidigte er, was er in der Schule gelernt hatte.
Zu diesem Zeitpunkt besaß ich noch einige meiner Schulbücher
aus dem 7./8. Schuljahr und konfrontierte ihn damit.

Wir beide staunten nicht schlecht, dass in seinen Schulbüchern das Gegenteil
von dem stand, was in meinen Schulbüchern stand.
Also gingen wir den Inhalt abschnittsweise durch.

Wir waren beide fassungslos!

Das war der Tag, wo uns bewusst wurde, dass Geschichte relativ ist.
Es geht nicht wirklich darum, zu wissen, von wann bis wann wer regiert hat.
Das lernt man für Klausuren (bei mir noch Klassenarbeiten).
Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben und zwar so,
wie sie es für ihren Machterhalt gerade brauchen.

In Saschas Geschichtsbuch stand tatsächlich, dass Hitler die Autobahnen gebaut hat.

Das ist ja nicht falsch.

Mit keinem Wort wurden Juden erwähnt.
Judenverfolgung kannte Sascha daher gar nicht.

Nun hatte ich gerade zu meinem ältesten Sohn ein besonders gutes Verhältnis.
Wir gingen auch die anderen Abschnitte durch und stellten fest, dass es irgendwo zwischen seinen Geschichts-Schulbüchern und meinen eine „Wahrheit“ geben musste.

Letztlich hat das dazu geführt, dass wir im Laufe der nächsten Jahrzehnte ständig über Politik diskutiert haben und versucht haben die Wahrheit hinter den über die Medien vermittelten Ereignissen heraus zu filtern.
Das hat wenigstens geholfen, jede Information zu hinterfragen.

Spannend war auch die Frage, wer eigentlich deutsch ist,
über welche Region sich, je nach Zeit und politischer Jahre, Deutschland gerade erstreckte, wie oft sich das inzwischen geändert hat und wie sich das auch emotional auswirkt.

Saschas Traum war es nach Amerika auszuwandern.
Damit konnte ich nun gar nichts anfangen und es wäre sicher interessant,
wie Sascha nach Trump darüber denken würde.

Ich selbst kann mit Deutschland wenig anfangen.
Das beginnt schon mit der Weißwurschtgrenze,
die für mich südlich von Hannover liegt.

Meine Identität war und ist:   ICH bin Hamburgerin !

Freie Bürgerin einer Freien Stadt.

An mir gehen die Fragen um deutsch und Deutschland
oder gar Europa oder Weltbürger völlig vorbei.

Wenn ich mal Hamburger treffe, also waschechte Hamburger,
finde ich es immer wieder interessant, wie die Gespräche verlaufen. “
Aus welchem Stadtteil kommst du denn?   – Ach Horn. Dann kennst du doch
bestimmt die Dubbels.“ -„Klar kenne ich die.“ – „Und kennst du auch den Krämer
an der Ecke….?“

Hamburg ist ein Dorf. Jede Stadt lässt sich wohl auch darauf reduzieren. Selbst New York.

Deutschland ist für mich ein Hoheitsraum, ein Raum auf dem deutsches Recht gilt,
völlig unemotional.
Wenn ich heiraten will auf einem Schiff mit deutschem Hoheitsrecht,
kann ich das tun.  – Die Ehe ist dann gültig.

Und für alle, die nicht wissen wovon ich rede:

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