Reformationstag als gesetzlicher Feiertag?

Margit Ricarda Rolf

Die Debatte ist angestoßen.
Die CDU möchte den Reformationstag
zum gesetzlichen Feiertag machen.
Das Abendblatt stellt pro und kontra gegenüber.

Natürlich beginnen die Bürger nun darüber zu diskutieren und so tauchen auch ältere Artikel über Luther in den sozialen Netzwerken auf.

So schrieb die Zeit, der Kapitalismus und unsere heutige Arbeitsmoral gingen auf Luther zurück.
Die Zeit“ zitiert Luther:

„Der Mensch ist zur Arbeit geboren wie der Vogel zum Fliegen“,
predigte Martin Luther.

Denn „Müßiggang ist Sünde wider Gottes Gebot, der hier Arbeit befohlen hat“,
so Luther.

Die Zeit“ macht Luther sogar für die Bauernkriege verantwortlich.

Bis zur Reformation jedenfalls versorgten sich die Menschen auf der Allmende.
So garantierte beispielsweise die längst in Vergessenheit geratene Charter of the Forest (1217) der Bevölkerung die Nutzung des gemeinschaftlichen Eigentums:
Jeder freie Mensch darf deshalb, ohne verfolgt zu werden, im Wald oder auf dem Land eine Mühle, eine Domäne, einen Teich, eine Mergelgrube, einen Wassergraben oder kultivierbares Land im Dickicht errichten, unter der Bedingung, dass dies nicht irgendeinen Nachbarn schädigt.

——

Luther war das gleichgültig. Er empfahl den Fürsten in seinem Pamphlet wider
die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern
 ganz nonchalant, man solle
die Bauern „zerschmeißen, würgen und stechen, heimlich und öffentlich, wie man einen „tollen Hund“ totschlagen muss.“

Die Bauern verloren den Krieg und über 100.000 Menschenleben.
Entwurzelt von der Allmende waren sie fortan dazu verdammt,
ihre Arbeitskraft an Lehnsherrn oder Fabrikbesitzer zu verkaufen:
Die Geburt der Lohnarbeit.

Nun möchte ich nicht unbedingt den Bogen zu Hartz IV schlagen.
Dafür ist Schröder verantwortlich, nicht Luther.

Bevor man uns allerdings den Reformationstag als gesetzlichen Feiertag aufzwingt,
in einer Zeit, in der die Kirchen zunehmend leer sind oder nur von Greisen besucht werden, sollte man sich doch mit der Person Luther etwas genauer auseinander setzen.

So geht der Tagesspiegel ausführlich auf die Frage des Judenhasses Luthers ein.
War er Antisemit oder nur Judenhasser?

Berüchtigt sind Luthers juden-politische Empfehlungen an Obrigkeiten und Pfarrherren des 16. Jahrhunderts, die er als Maßnahmen einer „scharffen barmherzigkeit“ bezeichnete: Zerstörung der Synagogen, Wohnhäuser und Schriften, Konfiskation von Geld und Besitz, Arbeitszwang, Verbot jüdischer Gottesdienste, als Ultima Ratio Vertreibung der jüdischen Gemeinden aus Stadt und Land. Der Kirchenhistoriker Kaufmann spricht im Zusammenhang mit Luthers bösen Schriften von „literarischer ‚Endlösung der Judenfrage’“.

Wer evangelisch lutherisch ist, mag diesen Mann gern feiern.
Religion sollte Privatsache sein.

Als gesetzlichen Feiertag wäre es mir zu peinlich, Luther in dieser Form zu ehren.
Für mich also Grund mit der Verklärung Luthers aufzuräumen.

Gespräche zeigen mir, dass diese Aspekte vielen Bürgern nicht bekannt sind:

Dann doch lieber den Tag des BGE-Bedingungslosen Grundeinkommens einführen,
sozusagen als Kontrastprogramm:

Eure Ricarda
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